Für unsere 5.Klässler - ein Gruß von Herrn Linke
Schule in Coronazeiten
Thomas Linke
Der Beschützer und die Schafherde
Einst lebte eine Schafherde nahe eines finsteren Waldes. Um für die Sicherheit seiner Tiere zu sorgen, entschloss
sich der Bauer, welchem die Tiere gehörten, einen Herdenschutzhund
anzuschaffen.
Dann kam der Tag, an dem ein junger Hund als Beschützer bei
der Schafherde einzog.
Ohne dem Hund je eine echte Chance gegeben zu haben, lehnte
ihn ein Teil der Schafherde vom ersten Tage an ab und alle anderen Schäfchen
machten, ohne nachzudenken, einfach mit.
Zur Begründung gaben sie an: „Du siehst zwar ähnlich aus wie
wir, sprichst aber anders, du stinkst und frißt kein Gras, also gehörst du
nicht zu uns.“ Das war ihre ganz eigene Lebenswirklichkeit.
„Aber ich“, sagte der Hund flehentlich, „bin für euch da,
soll euch bewachen und beschützen.“
Den Schafen waren die Beteuerungen des Hundes egal, sie
blieben bei ihrer Meinung und lehnten den Herdenschutzhund vehement ab.
Traurig zog sich dieser von Tag zu Tag mehr zurück. Es gab
überhaupt keine Kommunikation mehr und der Hund fragte sich mehr und mehr nach
dem Sinn seines Daseins. Er kam immer schlechter zur Ruhe und nicht nur weil er nicht
– wie gedacht - unter den Schafen schlafen durfte, sondern weil ihn die
allergrößten Zweifel plagten, ob er wirklich alles richtig gemacht hatte und
ihm keine Fehler vorzuwerfen waren.
Eines Nachts dann, er grübelte gerade wieder einmal über
sein Leben nach, hörte er ungewöhnliche Geräusche aus der Dunkelheit. Da er sie
nicht kannte, wurde er aufmerksam, versuchte die fremden Gerüche, die ihm in
die Nase stiegen, einzuordnen und plötzlich waren seine Instinkte geweckt.
Wölfe!!!
Er wusste sofort, dass dies die größte Gefahr für die - in
einiger Entfernung - ahnungslos grasenden oder schlafenden Schafe war. Auch wenn sie ihn immer und immer wieder in der
Vergangenheit gemobbt hatten, nie auf seine Fragen oder Bitten eingegangen
waren, wußte er sofort, was er zu tun hatte.
Er stellte sich den drei angreifenden Wölfen entgegen,
kämpfte mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln gegen die Angreifer, besiegte
schließlich die Wölfe und erlag noch in derselben Nacht seinen Verletzungen.
Alle Schafe der Herde waren durch die Kampfgeräusche
aufmerksam oder geweckt worden und kamen, um zu sehen, was geschehen war.
Sie sahen den Leichnam des Hundes und wussten sofort, was er
für sie in dieser Nacht getan und riskiert hatte.
Es gab keines unter ihnen, welches sich nicht für sein
dummes Verhalten geschämt hätte, und sie bereuten zutiefst, so mit dem jungen
Herdenschutzhund umgegangen zu sein. Aber nun war es zu spät.
Großes Unheil hatten sie angerichtet, konnten es auch nie
wieder in ihrem ganzen Leben gut machen.
Eines aber hatten sie sehr eindringlich in dieser Nacht
gelernt:
„Wer mobbt ist bekloppt!!!“
PS: Den
„Lehrsatz“ habe ich mir von Lena und Karl geliehen. Sie sind Schüler der Klasse
5 b in der GS in Wandlitz.
Diese Fabel
widme ich all meinen Schülern der 5. Jahrgansstufe für ihre sehr gute Arbeit zum Thema „Fabeln“ während der Coronakrise
im Frühjahr 2021.
Liebe
Grüße Thomas Linke